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Mönchspfeffer die Hormonbombe (Vitex agnus-castus)

Artikelnummer: 4014

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Beschreibung

Mönchspfeffer wird in der Umgangssprache auch Keuschbaum, Keuschlamm (Übersetzung von lateinisch Agnus castus) oder Liebfrauenbettstroh genannt, weil er angeblich den Geschlechtstrieb abschwächt. Weitere Namen sind Abrahamstrauch, Athenbaum, Pfeffersalz und Tanis.


Das spiegelt sich auch im wissenschaftlichen Namen wieder: lateinisch agnus bzw. altgriechisch ἁγνός ‚Lamm‘, und lateinisch castus ‚keusch‘. Der Mönchspfeffer wird heute in der Naturheilkunde vor allem beim prämenstruellen Syndrom (PMS), bei Zyklusstörungen und unerfülltem Kinderwunsch eingesetzt.


Der ursprüngliche Verbreitungsraum des Mönchspfeffers erstreckt sich vom Mittelmeerraum über Südwestasien bis zur Krim und bis Pakistan.


Die griechische Göttin Hera war der Legende nach auf Samos unter einem Keuschbaum (Lygos) geboren worden. Einmal im Jahr vereinigte sie sich auf Samos mit ihrem Gatten Zeus unter einem Keuschbaum. Ein Bad im Imbrasos erneuerte danach ihre Jungfräulichkeit. Die Feiern der Tonaia, τωναία, bei denen das Kultbild der Göttin mit Keuschbaumzweigen umwunden wurde, erinnerten an dieses Ereignis. Dieser Baum, früher auch "Athenbaum" genannt, stand am Altar in Heraion auf Samos und wurde unter anderem von Pausanias beschrieben.


Den Griechen galt Mönchspfeffer damit als Symbol der keuschen Ehe. Dioscurides beschreibt den Keuschbaum als Anaphrodisiakum. „Agnos, Keuschlammstrauch, […] bei den Römern als wilder Pfeffer bekannt, ist ein baumartiger Strauch, welcher an Flüssen und Felsküsten wächst […] Er wird Agnos genannt, weil ihn bei den Thesmophorien die Weiber, welche ihre Keuschheit bewahren, als Lager nutzten […] oder weil er, getrunken, den Drang zum Beischlaf mäßigt.“ Die fleischigen, rotschwarzen Früchte wurden als Gewürz und Anaphrodisiakum verwendet. In den Klostergärten des Mittelalters wuchsen neben Gewürz- und Heilpflanzen auch Pflanzenarten, die der "Abkehr von weltlicher Liebe" dienten.


Die Mönche konnten die scharf schmeckenden Samen als Gewürz für ihre Speisen nehmen und hatten einen willkommenen Nebeneffekt. Im Mittelalter wurde der Mönchspfeffer zum Symbol des enthaltsamen Mönchslebens. Auch im Antidotarium Nicolai kommt Agnus castus (dessen Blüten, flos agni, dort Verwendung finden) vor. Franz von Sales (1567–1622) erwähnt die Anwendung von Agnus Castus (Mönchspfeffer) in seinem Büchlein Philothea im 13. Kapitel (Ratschläge zur Bewahrung der Keuschheit): "Wer sich auf das Kraut Agnus castus bettet, wird selbst keusch und schamhaft. So wird auch dein Herz von jeder Makel und böser Lust gereinigt, wenn es im Heiland ruht, dem wahrhaft reinen und makellosen Lamm."


Der pflanzenkundige Pietro Andrea Mattioli schreibt in seinem Kreuterbuch in der Ausgabe von 1626: "Er nimmt die Begierde zum Venushandel und solches tut nicht allein der Samen, sondern auch die Blätter und Blumen, nicht aber nur so man sie esset, sondern auch wenn man sie im Bett verstreut."


Es wird angenommen, dass einige Stoffe, die in der Pflanze gefunden wurden, Einfluss auf die Hypophyse haben. Das könnte den Effekt auf den Hormonhaushalt erklären. Eine Studie hat gezeigt, dass Inhaltsstoffe des Mönchspfeffers am Opioidrezeptor binden. Diese Tatsache könnte dafür verantwortlich sein, dass Mönchspfeffer Beschwerden des Prämenstruellen Syndroms lindert. Der Wirkungsmechanismus ist noch nicht zur Gänze verstanden.


In geringeren Dosen, wie sie in vergangenen Jahrhunderten zur Unterdrückung des sexuellen Verlangens eingesetzt wurden, hemmt Mönchspfeffer die Aktivierung der Dopamin-2-Rezeptoren über kompetitive Bindung, was zu einem leichten Anstieg der Prolaktinfreisetzung führt. In höheren Konzentrationen ist die Bindungsaktivität ausreichend, um die Freisetzung von Prolaktin zu verringern. Eine Studie hat herausgefunden, dass die Behandlung 20 gesunder Männer mit höheren Mönchspfeffer-Dosen mit einem leicht gesenkten Prolaktinspiegel einherging, niedrigere Dosen aber im Vergleich zum Placebo einen leichten Anstieg induzierten.


Die wirksamen Substanzen sind vermutlich Diterpene mit Dopamin-analoger Wirkung mit hemmender Wirkung auf das Hormon Prolaktin. Eine Senkung des Prolaktins beeinflusst den FSH (Follikelstimulierendes Hormon)- und Östrogenspiegel im weiblichen Körper. Über die Wirkung auf den Prolaktinspiegel ist eine Senkung des Testosteron-Spiegels bei Männern als Wirkung plausibel, die sich auf Libido und Spermienproduktion auswirken kann.


Über diesen Wirkungsweg ist die seit der Antike berichtete Wirkung als Anaphrodisiakum erklärbar. Eine also durchweg spannende Pflanze in unserer Vermietung!