Eine harte Nuss zu knacken - Walnuss (Juglans regia)
Artikelnummer: 1068
Beschreibung
Ein Sprichwort sagt: Wer einen Beutel Walnüsse geschenkt bekommt, dem erfüllen sich seine Wünsche. Die Walnuss ist seit jeher eine besonders symbolträchtige Pflanze. Im antiken Griechenland war sie dem höchsten olympischen Gott Zeus geweiht und wurde somit stets mit Königswürden und Fruchtbarkeit in Verbindung gebracht. Die griechische Bezeichnung "Dios balanos" bedeutet göttliche Kugeln oder Eichel des Zeus! Die Römer übersetzen die griechische Benennung ins Lateinische, zu Ehren Jupiters, in „Jovis glans“ (= Glanz des Jupiter oder Jupiter- Eichel)
Der uns heute geläufige Ausdruck Walnuss entstand aus den Namen „"Welsche Nuss" oder "Welsch-Nuss" (Österreich, Bayern) beziehungsweise "Nux gallica" (Gallische Nuss), denn die Deutschen nannten die Romanen auch Walchen, Welche oder Gallier. Auf Englisch heißt sie Persian walnut, von altenglisch walhnutu (wealh + hnutu, "fremde Nuss"), daher auch deutsch gelegentlich Persische Walnuss, dänisch valnød, schwedisch valnöt. Ziemlich sicher gelangte demnach die Walnuss erst durch die Römer nach Deutschland. Hier wurde die gallische Nuss dann Walch- oder Welschbaum genannt, woraus sich im 18. Jahrhundert der Name Walnussbaum entwickelte. Walnussbäume wurden in Mittelalter und früher Neuzeit in zahlreichen Obstgärten kultiviert.
Archäologische Funde deuten darauf hin, dass die Walnuss seit über 9000 Jahren als Nahrungsmittel genutzt wird. Die Echte Walnuss ist bereits für das Tertiär belegt. Es wird vermutet, dass sie in Syrien sowie im westlichen und südlichen Kleinasien die Eiszeiten überstand. Ihre natürliche Verbreitung im Quartär hat sie im östlichen Mittelmeerraum, auf der Balkanhalbinsel sowie in Vorder- und Zentralasien. Sie ist in feuchten Schluchtwäldern der Gebirge zu finden und wächst im Himalaya in Höhen bis 3300 Meter.
Spanische Missionare brachten die Nüsse 1770 erstmals in die Neue Welt. Mit der Anpflanzung des ersten Walnussgartens im Jahr 1867 durch den Gärtner Joseph Sexton in der Nähe von Santa Barbara in Kalifornien begann eine kommerzielle Nutzung, die Kalifornien bis heute zu einem der größten Walnussexporteure der Welt macht: Zwei Drittel des weltweiten Exportmarkts werden im kalifornischen Central Valley und in den Küstentälern angebaut, von Redding im Norden bis Bakersfield im Süden.
Der Klimawandel wird dabei zunehmend zu einer Bedrohung für den Anbau von Walnussbäumen. So litt die für den Anbau bekannte Grenzregion Hawraman zwischen Iran und Irak in den letzten Jahren unter der massivsten Dürre ihrer Geschichte, die zu einem drastischen Rückgang des Grundwasserspiegels, dem Austrocknen vieler Bäche und der Zerstörung zehntausender Walnussbäume geführt hat
Walnussbäume sind sehr attraktive Bäume in Parks und großen Gärten und lassen sich leicht aus den Nüssen vermehren. Auf guten Böden wachsen Sämlinge schnell. Als Gartenbäume haben sie einige Nachteile, insbesondere das Herabfallen von Nüssen und die Freisetzung der allelopathischen Verbindung Juglon.
Walnüsse sind reich an Öl und werden häufig sowohl frisch als auch in der Küche gegessen. In einer Untersuchung über Mittelmeerdiäten wurde festgestellt, dass die Nüsse eine vor Diabetes (Typ 2) schützende Wirkung besitzen. Auch zeigen neuere Untersuchungen, dass schon neun Walnüsse täglich und ein Teelöffel Walnuss-Öl den Körper vor zu hohem Blutdruck in Stresssituationen schützen können.
Walnuss wird vom Kuchen bis zum Walnusseis in vielen Speisen genutzt. Neben ganzen Nüssen werden auch von der Schale befreite Walnusskerne und Walnussöl verkauft sowie Krokant zur Dekoration von Süßspeisen. Auch für Waldorfsalat, Tortelloni, Skordalia, Cozonac, Lobio, Nunt oder als Tschurtschchela verwendet man Walnüsse. Walnussöl ist teuer und wird daher sparsam verwendet, am häufigsten in Salatdressings. Es wird auch in Ölfarben als wirksames Bindemittel verwendet und ist für seine klare, glänzende Konsistenz und Ungiftigkeit bekannt.
Walnussholz gilt als das begehrteste und wertvollste Edelholz des mitteleuropäischen Waldes und ist seit Jahrhunderten das Holz der Wahl für Waffenhersteller, darunter die Gewehre Gewehr 98 und Lee-Enfield aus dem Ersten Weltkrieg. Es ist nach wie vor eine der beliebtesten Holzarten für Gewehr- und Schrotflintenschäfte und gilt aufgrund seiner Widerstandsfähigkeit gegenüber Druck entlang der Faserrichtung allgemein als das hochwertigste und traditionellste Holz für Waffenschäfte. Walnuss wird auch im Gitarrenbau und für den Korpus von Pfeifenorgeln verwendet. Nussbäume werden nicht wie andere Nutzbaumarten gefällt, sondern mit dem Wurzelstock ausgegraben.
Nüsse gelten allgemein als Symbol der Fruchtbarkeit. Bei den alten Griechen ein Hochzeitsbrauch, am Abend vor der Vermählung geräuschvoll Nüsse in das Schlafgemach zu schütten, um der Braut Fruchtbarkeit zu wünschen, was in gewisser Weise unserem Polterabend gleicht. Ebenso gibt es viele Sprichwörter und Wetterregeln: "Nussjahre sind Bubenjahre", "Gute Nussjahre – gute Weinjahre", oder "Regnets am St. Jakobstag, fehlt die Nuss mit einem Schlag". Die Walnuss spielte auch in den römischen Hochzeitsbräuchen eine wichtige Rolle.
Ein schlesisches Weihnachtsorakel verspricht die Vorhersage des neuen Jahres. Nach dem Essen an Heiligabend bekommt jeder vier Nüsse überreicht, erhält eine Person eine taube Frucht so bedeutet dies Unglück und Missgeschick! Obwohl die Walnuss keine einheimische Baumart in Mitteleuropa ist, konnte sie im Volksglauben eine deutlich wichtigere Stellung einnehmen als die allgegenwärtige Rotbuche. Vermutlich wurden auch alte, auf die Haselnuss bezogene Bräuche auf die Walnuss übertragen.
Zudem spielt die Walnuss in vielen Märchen eine wichtige Rolle wie in Grimms "Allerleirauh", "Der Eisenofen" oder bei Bechstein "Das Nußzweiglein". Auch in Clemens Brentanos Erzählung "Die drei Nüsse" geht es interessanterweise um Walnüsse.